Der englische Mathematiker Thomas Young (geboren 1773) war einer der wenigen, der nicht die Auffassung Kirchers teilte. Er war ein Multitalent; konnte mit zwei Jahren fließend lesen und beherrschte im zarten Alter von 14 zehn Sprachen (darunter Griechisch, Französisch, Hebräisch, Arabisch, Persisch, Türkisch). Auch der Medizin widmete er sein Interesse, allerdings war er weniger an den Patienten interessiert, denn an den Krankheiten. In der Physik leistete er auch seinen Beitrag und formulierte Definitionen für die Begriffe Energie, Gezeiten und Elastizität und schrieb eine Abhandlung über die Wellentheorie des Lichtes.
Der Stein von Rosetta zog auch Young in seinen Bann. Besonders auf eine
bestimmte Gruppe von Hieroglyphen, den sogenannten Kartuschen (dabei
handelt es sich um eingerahmte Symbole), richtete er sein Augenmerk. Seiner
Vermutung zufolge konnte es sich hierbei nur um einen bedeutenden Namen handeln.
Vielleicht den eines Pharaon? Wenn er mit seiner Annahme richtig lag, konnte er
den Klang deuten, denn Namen weisen, unabhängig von ihrer Sprache, ein ähnliches
Lautbild auf.
Die Kartusche war sechsmal in verschiedenen Versionen
vorhanden. Einige waren länger und komplizierter, von denen Young glaubte, dass
diese dem Pharaonennamen inklusive seiner Titel entsprachen. Folglich
konzentrierte er sich auf die kürzeren Standardversionen und ordnete ihnen
Lautwerte zu. Durch Zufall, oder nennen wir es Intuition, ordnete er die ersten
beiden Symbolen in die richtige Reihenfolge. Die Autoren hatten sie absichtlich
übereinander geschrieben, um der Harmonie des Schriftbildes gerecht zu
werden.
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Kartusche des Ptolemäos auf dem Rosettastein |
Ptolemäoskartusche mit Zuatz |
Doch bald zerbrach sein Ehrgeiz an der Haltung Kirchers. Die Zeichen als Ideogramme zu übersetzen beeinflussten ihn zu sehr. Die Erkenntnis, die Young gemacht hatte, erklärte er damit, dass Namen, die nicht aus dem Ägyptischen stammten, phonographisch geschrieben werden mussten, weil die Hieroglyphen dafür keine entsprechende Symbolik aufwiesen.