Die ersten Interpretationsversuche


Erst im 17. Jahrhundert entbrannte das Interesse an den Hieroglyphen neu. Papst Sixtus V beschäftigte sich mit der Umstrukturierung Roms und ließ aus diesem Grund Obelisken aus Ägypten importieren, die an jeder Straßenkreuzung aufgestellt wurden. Die darauf befindlichen Inschriften wurden jedoch von den damaligen Gelehrten als Ideogramme (eine Art primitive Bilderschrift) missdeutet und nicht, als das verstanden, was sie wirklich waren - einfache Phonogramme. Dadurch wurden einzelnen Bildern ganze Begriffe zugeordnet und ihr Sinn somit entstellt.

Einer dieser Interpreten war der deutsche Jesuit Athanasius Kircher, der 1652 ein Wörterbuch seiner Deutungen publizierte. Er übersetzte die Hieroglyphen, von denen wir heute wissen, dass es sich um nichts anderes als den Namen des Pharaos Apries handelt, mit folgenden Worten:

Die Gunst des göttlichen Osiris ist mittels heiliger Zeremonie
und der Kette der Genii zu erbitten, damit der Nil uns seine Wohltaten erweist.

Zugegeben, das klingt recht phantasievoll und versetzt uns in den Glauben der Wahrhaftigkeit, denn schon immer befasste sich der Mensch mit göttlich-spirituellen Riten. Warum also sollte man diesen glaubhaft klingenden Worten eines so bedeutenden Mannes wie Kircher, der zugleich Vorbild vieler Archäologen war, mit Zweifel gegenübertreten?
Mit unserem heutigen Wissensstand erscheint seine Darstellungsweise skurril, aber zu seiner Zeit wirkten seine Erkenntnisse maßgebend auf andere (Pseudo-)Übersetzer.


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