Champollion (1790 - 1832)
als Vater der Übersetzung


Bild:Champollion

Schon seit frühester Kindheit vom Phänomen der Hieroglyphen begeistert, wollte Jean-François Champollion Youngs Erkenntnisse fortführen. Als zweiter Sohn einer Buchhändlerfamilie galt er sehr früh als Sprachgenie, der sich autodidaktisch das Schreiben beibrachte und noch vor seiner Schulzeit Untersuchungen an der Bibel anstellte, indem er das Schriftbild mit der gesprochenen Sprache verglich und bemerkte, dass diese nicht übereinstimmten. Mit 11 Jahren lernte er Latein und Griechisch und schrieb sich 1805 in die Akademie der Wissenschaften ein.

Zu seinem Abschluss sollte er eine Rede halten und las anlässlich dazu ein paar Passagen aus seinem Buch "Ägypten zur Zeit der Pharaonen" vor. Die anwesenden Professoren waren davon derart angetan, dass sie ihn sogleich als Mitglied in die Akademie aufnahmen. Mit 19 Jahren erhielt er dort eine Professur für Geschichte.
Um seine Forschungsarbeiten auszudehnen, reiste er 1828 nach Ägypten und übertrug die Hieroglyphen, die er dort vorfand, auf Papier zur späteren Bearbeitung. Nach einem Jahr kehrte er nach Paris zurück und erhielt den allerersten Lehrstuhl für Ägyptologie.
Am 4. März 1832 verstarb er an einem Herzanfall, der die Auswirkung seiner jahrelang begleitenden Ohnmachtsanfälle war.

Champollion hatte den wohl mit Abstand größten Erfolg bei der Entzifferung. Er setzte sich als ehrgeiziges Ziel, Primus bei der Entschlüsselung altägyptischer Sprachen zu sein. Um für dieses Ziel gewappnet zu sein, erlernte er weitere 10 Sprachen (u.a. Hebräisch, Koptisch, Chinesisch). Er übte sich an Obelisken, die man auf der Nilinsel Philae gefunden hatte. Sie waren auch in zweisprachiger Darstellung, nämlich auf Griechisch und in Hieroglyphenschrift und enthielten die Namen Kleopatra und Ptolemäus.
Diese Ergebnisse konnte er verwenden, um weitaus schwierigere (einsprachige) Kartuschen zu bearbeiten. Die Hürde der ihm vorliegenden Schriftzüge bestand darin, dass die Schreiber der damaligen Zeit ungern Vokale nutzten, in der Annahme, der Leser könne sie aus dem Textverständnis heraus problemlos einfügen. Dennoch gelang es ihm, den Namen des wohl bekanntesten Mannes der Antike zu entziffern: Alexander. Doch dieses Ergebnis untermauerte nur noch mehr Youngs Theorie, was fremdsprachige Namen betrifft.

Eine Kartusche aus dem Tempel von Abu Simbel, die vor der griechisch-römischen Herrschaft entstanden war, sollte dem jungen François recht geben. Sie war alt genug, traditionelle ägyptische Namen zu enthalten, und sie war fast ausschießlich phonographisch. Die Kombination dieser vier Zeichen, von denen er die letzten zwei als -s- in alksentrs (Alexander) übersetzt hatte, beschäftigten sein Gemüt. Er zog in Erwägung, dass das erste Zeichen ein Symbol für Sonne sein könnte. Ihm kam die Idee das Wort Sonne ins Koptische zu übersetzen, also als -ra- zu lesen. Mit diesen drei der vier Zeichen war es nun möglich durch logische Schlussfolgerung von den Silben ra-?-s-s unter Berücksichtigung absichtlich fehlender Vokale den letzten Buchstaben zu erschließen. Da es sich vermutlich um den Namen eines Pharaonen handelte, würde durch Einsetzen des vermutlichen Buchstaben -m- der Name Ramses entstehen. Damit lag er richtig.
Dies zeigte, dass die Schreiber ihre Texte nach dem Rebus-Prinzip verfassten, indem sie lange Wörter in einzelne Bestandteile zerlegten, die dann als Ideogramme dargestellt wurden. Dadurch lässt sich schlussfolgern, dass die Verfasser nicht Griechisch gesprochen haben, denn dann hätte man Sonne mit helios übersetzt und dies ergäbe keinen Sinn. Von diesem Erfolg beflügelt, konnte Champollion mühelos weitere Hieroglyphen übersetzten und beschrieb seine Leistung in seinem Werk Précis du système hiéroglyphique.
Anderen Wissenschaften, wie beispielsweise der Linguistik, wurde somit der Weg geebnet, die Entwicklung einer bis dato vergessengeglaubten Sprache zu erforschen und nachzuvollziehen. Viele Neider betrachteten seine Arbeit distanziert. Zu den größten Kritikern zählte Thomas Young.


Ramses Kartusche
Namenskartusche
der Kleopatra auf dem Obelisken aus Phila.
Sie enthält 4 Buchstaben, die auch auf der Ptolomäuskartusche erscheinen: P, T, O, L

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